Mittwoch, 4. April 2007

Offener Brief an Henryk M. Broder

Lieber Herr Broder,

in "ZUENDER: Hurra, wir umarmen sie!" lese ich, daß Sie sich die Frage stellen, wie sich der latente Antisemitismus bei den Grünen erklärt. Eine vollständige Analyse hierzu kann ich zwar leider auch nicht bieten, ich würde aber meinen, daß mein Beitrag im offenen Forum der Grünen "Kirchenkampf und Altes Testament" einiges an Denkanstößen enthält. Man hat mir jetzt zwar die Benutzerkennung in diesem Forum gesperrt, aber das Bild nimmt für mich mittlerweile scharfe Umrisse an:

(1) Die Geschichtsaufarbeitung, wie sie in den Medien stattfindet, ist leider so allgemein und nichtssagend, daß niemandem auffällt, daß das Alte Testament die Scheidelinie zwischen Deutsch-Christen und Bekennender Kirche während des Kirchenkampfes in der Nazizeit war. Es kam schließlich nicht von ungefähr, daß man in deutsch-christlichen Kreisen Jesus zum Arier erklären wollte und das kann man eben nur, wenn man das Alte Testament "entsorgt".

(2) Wenn man die heutige Debatte um religiösen Extremismus verfolgt, fällt gleichermaßen auf, daß das Bekenntnis zum Wert des Alten Testaments heute als Kennzeichen für christlichen Fundamentalismus gilt. Ich will nicht abstreiten, daß das hier und da gerechtfertigt ist, aber wenn ich die Fundamentalismus-Frage im Zusammenhang mit Annekdoten wie "Freitag: Heim ins Reich" betrachte, dann bekenne ich mich gerne, ein "Fundamentalist" zu sein, wobei ich meine, daß unbeugsam in Glaubenssachen die bessere Umschreibung hierfür ist.

Grüße aus Bayern

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