Donnerstag, 26. Juli 2007

Köpfe als Kannonenkugeln

Eine Übersetzung von History's bloodiest siege used human heads as cannonballs.

Köpfe als Kannonenkugeln
Die Blutigste Belagerung der Geschichte

Von James Jackson, dem Autor von "Blood Rock"

Eine warme und stickige Juni-Nacht auf der kleinen Mittelmeer Insel Malta. Ein christlicher Wachposten patroulliert am Fuß der Festung am Naturhafen Grand Harbour und erblickt etwas im Wasser treiben.

Alarm wird ausgelöst. Noch mehr dieser seltsamen Objekte treiben auf Sichtweite heran. Männer waten in die Untiefen, um sie ans Ufer zu ziehen. Was sie finden entsetzt sogar diese kampfesmüden Veteranen: Hölzerne Kreuze, vom Feind in die Hafenbucht gelotst, aufgenagelt auf jedem der enthauptete Rumpf eines christlichen Ritters.

Dies war psychologische Kriegsführung brutalster Art, eine Botschaft geschickt vom türkisch-islamischen Kommandeur, dessen Invasionsarmee kurz zuvor einen kleinen Außenposten der Festung St. Elmo ausgelöscht hatte - ein paar tausend Meter über das Wasser entfernt.

Nächstes Ziel war die letzte verbleibende Festung an der Hafenstirn, wo die Belagerten und ob ihrer Unterzahl fast schon überwältigten Christen immer noch aushielten: Die Festung St. Angelo. Der türkische Kommandeur wollte ihren Verteidiger wissen lassen, daß sie die nächsten sein würden und ein furchtbarer Tod das einzige Ergebnis ihres fortgesetzten Widerstands sein konnte.

Womit der Kommandeur nicht gerechnet hatte, war der Eifer seiner Feinde - der Ritter von St. John - und auch nicht mit der Entschlossenheit ihres Führeres Großmeister Jean Parisot de la Valette, der schwor daß die Festung nicht genommen würde, solange noch ein einziger Christ auf Malta leben würde.

Auf die Nachricht dieser unfassbaren Entdeckung der enthaupteten Ritter hin, von denen viele persönliche Freunde von Großmeister Valette waren, befahl dieser, daß die gefangenen und tief in den gewölbten Verliesen der Festung eingesperrten Türken umgehend aus ihren Zellen geholt und geköpft werden sollten - einer nach dem anderen.

Und so sandte er die Rückantwort: mit der stärksten Kannone der Festung ließ er die Köpfe der türkischen Gefangenen geradewegs in die mohammedanischen Linien schießen. Keine Verhandlungen würde es geben, keine Kompromisse, keine Aufgabe und kein Zurückweichen.

Wir Christen, sagte der Großmeister, werden kämpfen bis zum Tode und euch mit uns nehmen.

Bei der Belagerung Maltas im Jahre 1565 fand ein Zusammenprall unvorstellbarer Brutalität statt, eine der blutigsten, wenn auch oftmals unterschätzten Schlachten, die jemals geschlagen wurden. Dieses Ereignis bestimmte den Lauf der Geschichte, weil es um das schiere Überleben der Christenheit ging.

Würde das strategisch wichtige Malta fallen, würde das mohammedanische Osmanische Reich bald das ganze Mittelmeer beherrschen und sogar Rom würde in Gefahr sein.

Hunderte von Schiffen hatten die Mohammedaner und eine mehrere zehntausend starke Armee. Die Christen waren ein bunt zusammengewürfelter Haufen von gerade mal ein paar hundert abgebrühter Ritter mit einen paar Bauernsoldaten und ein paar wenigen tausend spanischen Fussoldaten. Malta schien verloren ...

Daß die Johanniter Riter von St. John überhaupt existierten, war für sich schon ein Wunder. Sie waren ein mittelalterliches Überbleibsel, gegründet ursprünglich als Orden, um sich um kränkelnde Pilger im Heiligen Land während der Kreuzzüge 300 Jahre vorher - andere Kreuzritterorden, wie die Tempelritter waren zweieinhalb Jahrhunderte zuvor ausgelöscht worden.

Aus Ländern überall in Europas kamen sie: Deutschland, Portugal, Frankreich, Spanien. Was sie vereinte, war das brennende Verlangen, die Christenhheit vor den nicht enden wollenden Angriffswellen des Islam zu verteidigen. Doch im 16. Jahrhundert, einer Zeit steigender Bedeutung der Nationalstaaten, sah man in diesen Grenzen überwindenden Eiferern schon befremdlichen Anachronismus in weiten Teilen Europas.

Schon von ihrer früheren Heimstatt, der Insel Rhodos hatten die Türken sie vertrieben. Daraufhin hatten sich die Ritter in Malta festgesetzt und wiederum wurden sie bedroht.

So grausam war das Kämpfen, so verschieden die beiden Seiten und so wichtig die Begebenheit, daß ich mich entschloß, die Belagerung Maltas zum Gegenstand meines neuesten Romans, "Der Blutfelsen" (orig. "Blood Rock") zu machen. Er war der Schauplatz eines, epischen und überwältigenden Geschichtsereignisses - wie wir Romanschreiber sagen.

Doch schon bei der Recherche für mein Buch recherchierte, wurde mir bewußt, daß das, was vor mehr als 400 Jahren auf Malta geschah, uns heute eine Lehre sein soll. Denn nur zu gut wissen wir, daß religiöser Extremismus, Terrortaktiken und Barbarei heute immer noch existieren.

Malta war nicht einfach nur eine Belagerung, sondern kann uns vieles lehren: Den Notwendigkeit von Mut und Standfestigkeit eines ganzen Volkes im Angesicht einer Bedrohung, die Zerbrechlichkeit des Friedens und die Zerstörungsmacht religiösen Hasses.

Suleiman der Prächtige, Sultan der Türkei und mitleidloser Herrscher des Osmanischen Reiches, starrte hinaus auf das glitzernde Wasser des Goldenen Horns der Mündung von Istambul. Er galt als der mächtigste Mensch auf Erden - seine Titel waren "Stellvertreter Gottes auf Erden", "Herr der Herren in West und Ost" - und aufgrund seiner Gewohnheit, Untertanen köpfen zu lassen, die ihn verärgerten, Eigentümer der Genicke zahlloser Männer.

Sein Reich und absoltes Herrschaftsgebiet reichte von den Toren vor Wien zu den Gärten Babyloniens, von Budapest nach Aden. Er war einer der reichesten Männer aller Zeiten, der keine Kleidung zweimal trug, von juwelenbesetzem Goldgeschirr aß und für seine Lust einen Harem von mehr als 300 Frauen zur Verfügung hatte.

Als Achzigjähriger, war er gänzlich mitleidlos und beschäftigte eine Meuchelmörderkommando von Taubstummen um Verräter zu erwürgen. Grund war, daß ein Flehen ihrer Opfer um Gnade sie nicht beeindrucken konnte und nichts verraten konnten. Suleiman hatte sie für die Beseitigung seines Großvesirs und seiner liebsten Söhne benutzt. Weniger bedeutsame Personen konnten auch schon mal mit flüssigem Blei hingerichtet werden, das er in ihre Kehlen gießen ließ.

Wobei er angesichts der Maßstäbe seiner Zeit und seiner Dynastie nicht übermäßig gewalttätig war. Andere Sultane hatten noch viel schlimmeres getan: Einer, der seiner Weiber überdrüssig war, ließ seinen ganzen Harem ertränken - mehrere hundert an der Zahl - in Muselinsäcken auf den Grund des Bosporus; ein zweiter erließ sich selbst ein Gesetz, zehn und mehr Bürger pro Tag mit Pfeil und Bogen vom Dach seines Palasts aus zu erschießen.

Suleiman befehligte die größte Streitmacht auf der Welt. Vor ihm lag eine Armada von 200 Schiffen, die auf seinen Befehl mit 40.000 Mann an Bord lossegelten. Er plante den öden Felsen von Malta wegzublasen und die Ritter von St. John von der Karte zu wischen.

Die Ritter begingen Überfälle und störten damit die osmanischen Schiffsrouten. Das Faß zum Überlaufen brachte die Kaperung des wertvollen Schiffes seines bedeutsamen Höflings des Obersten der Mamelucken.

Weil alle dessen Geschlchtsteil mit dem sauberen Schnitt eines Rasiermessers entfernt worden waren (ein Metallrohr wurde in seine Harnröhre geschoben und die Wunde mit siedenden Öl zugebrannt), war er so Vertrauenswürdig, daß er sogar in Suleimans Harem nach dem rechten sehen durfte.

Da der Sultan keinen derart großen Ärger erwartet hatte steigerte sich seinen Rachedurst. Nicht mehr als 700 Ritter standen ihm im Weg. Dieses Gesinde würde sehr schnell beseitigt sein.

Die türkische Flotte zog übers Mittelmeer im März 1565. An Bord der Schiffe waren die besten Schreckensregimenter der Janitscharen - genannt die "Unbesiegbaren" - die den Islam mit den vor allem für Aufschlitzen geeigneten Klingen ihrer Krummsäbel nach Europa trugen.

In ihrer Begleitung waren die schwarzgefiederten Kavallerietruppen und Fußsoldaten, ebenso wie drogennärrische "Layalare", die in Raubtierfellen gekleidet waren und deren einziges Ziel die Erreichung des Paradieses war, wenn sie beim Halsabschneiden christlicher "Ungläubiger" selbst den Märtyrertod starben.

Ende Mai 1565 kam die Invasionsarmee bei der Insel an. Dank guter Aufklärung hatten die Ritte sich bereits auf sie vorbereitet und um Unterstützung durch christliche Armeen aus den Ländern Europas ersucht. Alle Königreiche hatten ihnen eine Absage erteilt, außer Sizilien, das versprach, möglicherweise Entsatztruppen zu schicken, falls die Ritter der Belagerung eine Zeit standhalten konnten.

Sie haben vermutlich nie von der Festung St. Elmo gehört. Es ist ein kleine sternförmiges Bauwerk auf der Spitze dessen, was heute die maltesische Hauptstadt Valletta bildet am Nordufer des Grand Harbor.

Zu Ende Mai 1565, war es der Ort, an dem die ganze Macht der türkischen Artillerie entfesselt wurde, eine höllisches Feuerspektakel das die moderne Kriegsführung vorwegnahm. Mehrere Tage lang ließen die Angreifer alles, was sie hatten, auf das bald schon torkelnde und zerbrechende Gebäude einprasseln, zerbarsten Kalksteinmauern zu Schutt und Staub. Doch die Ritter weigerten sich aufzugeben.

Eines Nachts sandte Valette Reservetruppen von St. Angelo per Schiff über den Grand Harbour, wohlwissend daß dies ein Todeskommando war.

Nachdem der Artillerie strömten die Angriffer ein, Welle auf Welle schreidender und Krummsäbelschwingender Türken, hinweg über die Leichen schon gefallener, um Schiffsmasten zur Überbrückung der von den Mauern St. Elmo's schon fast verschütteten Festungsgrabens abzuladen.

Und regelmäßig belegte sie die abgerissene und kleiner werdende Verteidigerschar mit Piken und Schlachtäxten, Musketenfeuer, heruntergeworfenen Felsblöcken und geschleuderten Feuerringen, die die wallenden Gewänder der Mohammedaner entflammten, so daß sie brennend und niedergemacht den Tod fanden.

Die Feuerreifen - in Flachs und Baumwollle gehüllt, mit Pech und Schwefel überzogen und dann in Branntwein getaucht - waren von den Rittern selbst erfunden. Wurden sie lodernd über die Festungsmauern geworfen, konnten sie drei Türken auf einmal verschlingen.

Über 30 Tage, abgeschnitten und verloren, hielten die Soldaten von St. Elmo stand. Der türkische General hatte gehofft, die Festung in drei Tagen einnehmen zu können. Am Freitag den 22. Juni 15565 zu später Nacht sangen die wenigen hundert Überlebenden einer Garnion von 1500 Choräle, sandten Gebete, läuteten trotzig ihre Kirchenglocken und erwarteten, am darauffolgenden Tag ihr Ende zu finden.

Diejenigen, die allein nicht mehr stehen konnten, setzte man hinter dem zerschlagenen Bollwerk auf Stühle, wo sie mit ihren Piken und Schwertern in kauernder Stellung den letzen Angriff erwarteten.

Als sie kamen, und die ganze türkische Armee fiel herein als heulende Masse, konnte die Handvoll der Christen immer noch für mehrere Stunden kämpfen. Die Osmanen bekamen, was sie verdienten. Die Halbmond-Banner flatterten über den Ruinen, die Köpfe von Rittern wurden auf Spieße gesteckt und die gekreuzigten Leichnahe ihrer Offiziere schwammen rüber zu St. Angeo an der entgegengesetzen Seite des Hafens, aber die Türken hatten dabei wertvolle Zeit und 8000 ihrer Pioniertruppen verloren.

Als die Sommerhitze den Zenit fand, suchten Krankheiten und Durchfall das mohammedanische Lager heim und die Toten lagen stapelweise um die rußgeschwärzten Überreste der eingenommenen Festung. Alleingelassene Ritter, die Jungfrau Europa hatte sich von ihnen abgewandt. Doch Großmeister Valette dachte nicht daran, aufzugeben.

Heroischen Szenen und Schrecken gab es reichlich in den furchtbaren Tagen, die folgten. Und es gab außergewöhniche Gestalten: Fra Roberto, der Priester der mit der einen Hand mit dem Schwert und mit der anderen Hand mit einem Kreuz auf den Zinnen focht. die zwei englischen Abenteurer, die verspätet aus Rom eintrafen, um teilzunehmen und Valette, der unnachgiebig im Mauerdurchbruch stand und mit einem Speer Mann-gegen-Mann den Feind bekämpfte.

Andere hatten verzeifelte Ausbrüche gegen die Osmanen angeführt, mit denen unter deren Arbeiter marodierten oder aus dem Hinterhalt deren Kommandeure erschossen. Doch auch der Feidn hatte tapfere und muntere Gestalten, unter ihnen Dragut, der am meisten gefürchtete Corsar seiner Zeit, dessen Geschicklichkeit und Treffsicherheit dem Sultan sehr zu nutze waren. Der Splitter einer Kannonenkugel traf ihn.

Doch die Belagerung wurde fortgeführt, nun mit St. Angelo als Ziel, die letzte befestigte Enklave der Ritter auf der Südseite des Grand Harbour.

Die Türken versuchten jeden Dreh und jede Taktik die sie kannten. Sie trieben Tunnel unter die christlichen Verteidigungsanlagen, um Schießpulver zu vergraben, das die Ritter in Stücke zerreißen sollte. Die Malteser reagierten mit ihren eigenen Minenschächten, um die Tunnel zu sprengen, so daß auch unter der Erde entsetzliche es Gemetzel stattfanden.

Als nächstes führten die Türken Belagerungsmaschinen heran, riesige Türme dafür geschaffen, Fußsoldaten direkt auf die Festungsmauer zu befördern. Die Ritter entfernten Steine am Fuß der Festungsmauer so daß sie Kannonen aus den Lücken herausrollen konnten, mit denen sie die Belagerungsmaschinen zerschossen.

Viele male wurde diese Mauern eingeschossen und die Türken strömten durch im Verlangen alles abzuschlachten, was ihnen in den Weg kam. Der Sieg schien zum Greifen, aber zu spät bemerkten, sie daß die Ritter einen Hinterhalt vorbereitet hatten, mit dem sie eine Todeszone schufen, in der sie alle konzentriert und abgeschlachtet wurden.

Wie Sand zwischen Fingern entglitt ihnen der Sieg. Die brütende Hitze von Juli und August laugte ihre Moral und ihre Stärke aus; das Gefühl eine Niederlage zu erleben verbreitete sich wie der alles durchdringenden Gestank der Toten.

Mustafa Pascha, der türkische Kommandeur, marschierte landeinwärts auf das mit einer Stadtmauer bewehrte Mdina, zog sich aber zurück, weil seine Kundschafter ihm von einer beträchtlichen und gut bewaffnete Garnison erzählten. Doch dies war ein Trick: Mdina war fast ohne Verteidigung, aber der Bürgermeister ließ Frauen und Kinder Helme anlegen und Piken tragen, mit denen sie an den Mauern regelmäßig Streife liefen.

Rasend vor Wut, angesichts immer größerer Verluste und der aufkommenden Herbststürme, rollten die Türken eine gewaltige Bombe - ein teuflisches fassförmiges Gebilde voll mit Schießpulver und Musketenkugeln- in die christlichen Stellungen.

Ein Ritter rollte es prompt zurück und es riß ein verheerendes Loch in die eng stehenden und wartenden Mohammedaner-Reihen riß. Dann regnete es. Im Glauben, daß das Schießpulver der Ritter feucht, und ihre Musketen und Kannonen somit nutzlos sein würden, ließ Mustafa Pascha seine Truppen vorstürmen.

Empfangen wurden sie von einem Hagel, nicht nur von Armbrustbolzen, sondern auch Geschützfeuer, weil Valette sich darauf vorbereitet hatte und in einem Lager trockenes Schießpulver zur Seite gelegt hatte.

Endlich erreichte die Ritter der Entsatz in Form einer kleinen Armee aus Sizilien. Im Glauben der Nachschub seines Feindes wäre zu schwach, um irgendeine Bedeutung zu haben, befahl der wütende Mustafa Pascha seinen Trupen - die einen Sperrriegel errichtet hatten, als sie von den Neuankömmlingen erfuhren - direkt auf sie zuzumarschieren. Das war der letzte seiner vielen tödlichen Fehltritte.

Die Kavallerie des Entsatzheeres lud und ebenso die Fußtruppen und ihr Feuer, fuhr mitten in die Türken, so daß sie die Flucht ergriffen. Die Bande erlebte ein Blutbad. Die einstmals so stolze osmanische Streitmacht floh quer über die Insel und ohne jede Ordnung zu ihren Schiffen, niedergestreckt und aufgespießt auf Schritt und Tritt. Tausende starben und die Wasser der St. Pauls Bucht färbten sich rot.

Von den 40.000 Mann die im Frühling in Konstantinopel Segel gesetzt hatten, schafften es nicht mehr als 10.000 wieder Heim. Zurück ließen sie eine Szene schierer Verwüstung.

Nahezu die gesamte von Jean Parisot de Valette befehligte Besatzung war dahingeschieden und die Stadt Valletta trägt seither diesen Namen. Nun, nach 112 Tagen der Belagerung hatte der zusammengewürfelte Haufen von Überlebenden Mühe, durch die zerbombten Trümmer ihrer Linien zu kommen.

Doch Malta war gerettet, für Europa und die Christenheit. Die Ritter von St. John hatten gewonnen.

Die Geschichte ging weiter. Die Insel überlebte 1940 eine weitere Belagerung und spielte dabei eine Schlüsselrolle bei der Rettung der Zivilisation; dieses mal gegen Hitler Truppen. Heute sind Hotels und Appartment-Bauer hinzugezogen. Die große Belagerung von 1565 wird nicht oft erwähnt, denn nicht oft bohren Besucher der Insel in alten und vergessenen Ereignissen.

Doch ich stand in dieser kleinen in die Mauern des Festung St. Elmo eingebauten Kapelle, genau an dem Punkt an dem die Verteidiger in einer lange vergangenen Juninacht ihr letztes Heiliges Abendmahl einnahmen. Diesen Rittern sind wir etwas schuldig.

Sie brachtenein ungeheures Opfer, dessen Auswirkung auf unser heutiges Leben wohl bedeutsamer ist, als wir vielleicht wissen. Doch der religiöse Fanatismus geht weiter, die weltweit Mächtigen kämpfen immer noch um Teile unfruchtbarer Felsen. Vielleicht lernen wir es nie.

Montag, 23. Juli 2007

Grundsätze für die Neuordnung

Kreisau - so hieß ein kleines Dorf in Niederschlesien. Dort traf sich auf dem Gutshofder Familie von Moltke eine Gruppe von Nazigegnern, um Pläne für die Zukunft Deutschlands und Europas nach dem Ende des Nationalsozialismus auszuarbeiten. Die Kreisauer sahen sehr früh, "nicht nur die Verwüstungen der Städte, sondern auch die entsetzlichen Verwüstungen in den Köpfen und Herzen der Menschen". Viele Mitglieder des Kreisauer Kreises wurden 1944/45 hingerichtet.

Grundsätze für die Neuordnung vom 9. August 1943

Die Regierung des Deutschen Reiches sieht im Christentum die Grundlage für die sittliche und religiöse Erneuerung unseres Volkes, für die Überwindung von Hass und Lüge, für den Neuaufbau der europäischen Völkergemeinschaft. Der Ausgangspunkt liegt in der verpflichtenden Besinnung des Menschen auf die göttliche Ordnung, die sein inneres und äußeres Dasein trägt. Erst wenn es gelingt, diese Ordnung zum Maßstab der Beziehungen zwischen den Menschen und Völkern zu machen, kann die Zerrüttung unserer Zeit überwunden und ein echter Friedenszustand geschaffen werden.

Die innere Neuordnung des Reiches ist die Grundlage zur Durchsetzung eines gerechten und dauerhaften Friedens. Im Zusammenbruch bedingungslos gewordener, ausschließlich auf die Herrschaft der Technik gegründeter Machtgestaltung steht vor allem die europäische Menschheit vor dieser Aufgabe. Der Weg zu ihrer Lösung liegt offen in der entschlossenen und tatkräftigen Verwirklichung christlichen Lebensgutes.

Die Reichsregierung ist daher entschlossen, folgende innen und außen unverzichtbare Forderungen mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln zu verwirklichen:

  1. Das zertretene Recht muß wieder aufgerichtet und zur Herrschaft über alle Ordnungen des menschlichen Lebens gebracht werden. Unter dem Schutz gewissenhafter, unabhängiger und von Menschenfurcht freier Richter ist es Grundlage für alle zukünftige Friedensgestaltung.
  2. Die Glaubens- und Gewissensfreiheit wird gewährleistet. Bestehende Gesetze und Anordnungen, die gegen diese Grundsätze verstoßen, werden sofort aufgehoben.
  3. Brechung des totalitären Gewissenszwangs und Anerkennung der unverletzlichen Würde der menschlichen Person als Grundlage der zu erstrebenden Rechts- und Friedensordnung. Jedermann wirkt in voller Verantwortung an den verschiedenen sozialen, politischen und internationalen Lebensbereichen mit. Das Recht auf Arbeit und Eigentum steht ohne Ansehen der Rassen-, Volks- und Glaubenszugehörigkeit unter öffentlichem Schutz.
  4. Die Grundeinheit des friedlichen Zusammenlebens ist die Familie. Sie steht unter öffentlichem Schutz, der neben der Erziehung auch die äußeren Lebensgüter: Nahrung, Kleidung, Wohnung, Garten und Gesundheit sichern soll.
  5. Die Arbeit muß so gestaltet werden, daß sie die persönliche Verantwortungsfreudigkeit fördert und nicht verkümmern läßt. Neben der Gestaltung der materiellen Arbeitsbedingungen und fortbildender Berufsschulung gehört dazu eine wirksame Mitverantwortung eines jeden an dem Betrieb und darüberhinaus an dem allgemeinen Wirtschaftszusammenhang, zu dem seine Arbeit beträgt. Hierdurch soll er am Wachstum einer gesunden und dauerhaften Lebensordnung mitwirken, in der Einzelne, seine Familie und die Gemeinschaften in ausgeglichenen Wirtschaftsräumen ihre organische Entfaltung finden können. Die Wirtschaftsführung muß diese Grunderfordernisse gewährleisten.
  6. Die persönliche politische Verantwortung eines jeden erfordert seine mitbestimmende Beteiligung an der neu zu belebenden Sozialverwaltung der kleinen und überschaubaren Gemeinschaften. In ihnen verwurzelt und bewährt, muß seine Mitbestimmung im Staat und in der Völkergemeinschaft durch selbstgewählte Vertreter gesichert und ihm so die lebendige Überzeugung der Mitverantwortung für das politische Gesamtgeschehen vermittelt werden.
  7. Die besondere Verantwortung und Treue, die jeder einzelne seinem nationalen Ursprung, seiner Sprache, der geistigen und geschichtichen Überlieferung seines Volkes schuldet, muß geachet und geschützt werden. Sie darf jedoch nicht zur politischen Machtzusammenballung, zur Herabwürdigung oder Unterdrückung fremden Volkstums mißbraucht werden. Die freie und friedliche Entfaltung nationaler Kultur ist mit der Aufrechterhaltung absoluter einzelstaatlicher Souveränität nicht mehr zu vereinbaren. Der Friede erfordert die Schaffung einer die einzelnen Staaten umfassenden Ordnung. Sobald die Zustimmung aller beteiligten Völker gewährleistet ist, muß den Trägern dieser Ordnung das Recht zustehen, auch von jedem Einzelnen Gehorsam, Ehrfurcht und notfalls auch den Einsatz von Leben und Eigentum für die höchste politische Autorität der Völkergemeinschaft zu fordern.


Gegenüber der großen Gemeinschaft, dem Staat oder etwaigen noch größeren Gemeinschaften wird nur der das rechte Verantwortungsgefühl haben, der in kleineren Gemeinschaften in irgendeiner Form an der Verantwortung mitträgt, andernfalls entwickelt sich bei denen, die nur regiert werden, das Gefühl, daß sie am Geschehen unbeteiligt und nicht dafür verantwortlich sind, und bei denen, die nur regieren, das Gefühl, daß sie niemand Verantwortung schuldig sind als der regierenden Klasse.
Helmut James von Moltke, 1939